Tschernobyl - Erinnerungen aus DDR und BRD
Meine Frau und ich haben uns heute morgen am Frühstückstisch erinnert, wie wir damals den atomaren GAU von Tschernobyl wahrgenommen hatten. Als Block 4 des Atom-Reaktors am 26.4.1986 explodierte, war ich gerade einmal neun Jahre alt und wohnte mit meinen Eltern in Ludwigshafen am Rhein, BRD. Natürlich hatte ich überhaupt keine Vorstellung davon, was dieses Unglück überhaupt bedeutete, die Zusammenhänge konnten mir in dem Alter gar nicht klar sein. So erinnere ich mich vor allem an die Auswirkungen, die das Unglück auf unser Familienleben hatte.
Verschwommen kann ich noch die Fernsehbilder vor mir sehen, die unruhigen Luftaufnahmen dieses Beton-Klotzes. Und ich erinnere mich, wie wütend ich wahr, weil wir im Wald nicht mehr nach Pfifferlingen suchten, die ich immer so gerne gegessen habe. Seltsamerweise habe ich keine Erinnerung mehr daran, ob der GAU in der Schule thematisiert wurde. An eines kann ich mich aber noch sehr gut erinnern: In den Nachrichten wurde immer von der radioaktiven Wolke gesprochen, die Richtung Deutschland zog. Der Tag, an dem laut der Prognosen diese Wolke über Deutschland erscheinen würde, war über unserem Spielplatz relativ sonnig, mit vereinzelten Schäfchenwolken. Wir spielten wie gewohnt, schauten aber immer, ob wir die Wolke irgendwann sehen würden. Und tatsächlich zog irgendwann mittags eine größere Wolke herauf - was uns veranlaßte, sofort nach Hause zu gehen. Zwar gehen wir heute wieder in den Wald um Pilze zu pflücken; dabei muss ich jedoch immer an Tschernobyl denken, das werde ich nicht mehr los.
Meine Frau erzählte mir, dass das Leben in der DDR einfach weiter ging. Sie lebte damals mit ihrer Familie in Radebeul. Die Berichterstattung war moderat, von einem GAU war nie die Rede. Weder in der Familie noch in der Schule war das Unglück ein Thema. Davon zeugen auch dieser Bericht über das Forum zum Thema Tschernobyl und die DDR aus 2002 und ein Artikel auf n-tv.de
Die heutige Erinnerungskultur ist durchsetzt mit poltrigen politischen Ansprüchen nach Beibehaltung oder Ausstieg aus der Atomenergie. Wesentlich leisere und eindringlichere Töne schlägt die Ukrainerin Filatova Elena Vladimirovna in "Ghost Town", einer Dokumentation ihrer Streifzüge mit dem Motorrad durch die Todeszone von Tschernobyl, an. Die Bilder der Tochter eines ukrainischen Physikers sind beklemmend, ihre knappen Kommentare teilweise bitter zynisch. In der Umgebung von Tschernobyl braucht sich niemand mehr Gedanken um den Verzehr von Salat zu machen. Das Gebiet soll erst wieder in 900 Jahren bewohnbar sein.
Verschwommen kann ich noch die Fernsehbilder vor mir sehen, die unruhigen Luftaufnahmen dieses Beton-Klotzes. Und ich erinnere mich, wie wütend ich wahr, weil wir im Wald nicht mehr nach Pfifferlingen suchten, die ich immer so gerne gegessen habe. Seltsamerweise habe ich keine Erinnerung mehr daran, ob der GAU in der Schule thematisiert wurde. An eines kann ich mich aber noch sehr gut erinnern: In den Nachrichten wurde immer von der radioaktiven Wolke gesprochen, die Richtung Deutschland zog. Der Tag, an dem laut der Prognosen diese Wolke über Deutschland erscheinen würde, war über unserem Spielplatz relativ sonnig, mit vereinzelten Schäfchenwolken. Wir spielten wie gewohnt, schauten aber immer, ob wir die Wolke irgendwann sehen würden. Und tatsächlich zog irgendwann mittags eine größere Wolke herauf - was uns veranlaßte, sofort nach Hause zu gehen. Zwar gehen wir heute wieder in den Wald um Pilze zu pflücken; dabei muss ich jedoch immer an Tschernobyl denken, das werde ich nicht mehr los.
Meine Frau erzählte mir, dass das Leben in der DDR einfach weiter ging. Sie lebte damals mit ihrer Familie in Radebeul. Die Berichterstattung war moderat, von einem GAU war nie die Rede. Weder in der Familie noch in der Schule war das Unglück ein Thema. Davon zeugen auch dieser Bericht über das Forum zum Thema Tschernobyl und die DDR aus 2002 und ein Artikel auf n-tv.de
Die heutige Erinnerungskultur ist durchsetzt mit poltrigen politischen Ansprüchen nach Beibehaltung oder Ausstieg aus der Atomenergie. Wesentlich leisere und eindringlichere Töne schlägt die Ukrainerin Filatova Elena Vladimirovna in "Ghost Town", einer Dokumentation ihrer Streifzüge mit dem Motorrad durch die Todeszone von Tschernobyl, an. Die Bilder der Tochter eines ukrainischen Physikers sind beklemmend, ihre knappen Kommentare teilweise bitter zynisch. In der Umgebung von Tschernobyl braucht sich niemand mehr Gedanken um den Verzehr von Salat zu machen. Das Gebiet soll erst wieder in 900 Jahren bewohnbar sein.
Thilo Specht - 26. Apr, 14:29
Stimmt!
- Ohne Worte -