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Mittwoch, 31. Mai 2006

Geschmackssache

Das bekannte Corporate Weblog des Gefrierkost-Herstellers Frosta steht anscheinend vor dem Aus und in der Blogosphäre ist man bestürzt. Dabei wäre das Blog nur ein Weiteres unter Massen von ungezählten Blog-Leichen. Was macht das Frosta-Blog also so unverzichtbar? Vielleicht die Tatsache, dass ein Blog in seiner Eigenschaft als Social Software wunderbar in das sorgfältig konstruierte Bild des seiner sozialen Verantwortung bewußten Herstellers passt? Die vielleicht für den ein oder anderen spannenden Beiträge? Oder doch nur die Bestätigung, dass Blogs auch im kommerziellen Umfeld Erfolg haben und möglicherweise als notwendiges Instrument der (Kunden-) Kommunikation erachtet werden können? Das ist nämlich gleichbedeutend mit Verdienstaussichten für Web 2.0-Enthusiasten. Vielleicht sind ja auch einfach die Produktvorstellungen von Frosta der Renner unter den Fans des Weblogs? Ich habe keine Ahnung.

Eines weiß ich aber: Die Produkte selbst können bei mir keine Begeisterung hervorrufen. Das Frosta Reinheitsgebot ist löblich. Ich bin ein großer Anhänger von unbehandelten Zutaten. Aber genau aus diesem Grund kaufe ich auch auf dem Markt oder beim Gemüsehändler ein. Die Frische der Zutaten hat nämlich keine unerheblichen Auswirkungen auf den Geschmack. Und die Qualität von Fleisch, Obst und Gemüse kann selbst bei ein und dem selben Händler sehr variabel sein.

Vielleicht habe ich dank des Reinheitsgebotes ein besseres Gewissen, wenn ich meine gefrostete Tütenmahlzeit in der Pfanne zum Schmelzen bringe. Das bessere Geschmackserlebnis habe ich deshalb noch lange nicht. Aus diesem Grund interessiert mich auch das Frosta-Blog nicht, Corporate Weblog hin oder her. Denn wie man es dreht und wendet: Am (allerletzten) Ende dient dieses Weblog dem Verkauf von gefrosteter Tütennahrung.

Viel interessanter und wesentlich abwechslungsreicher wäre mit Sicherheit ein Weblog von Slow Food. Ganz zu schweigen von den vielen interessanten Weblogs aus dem Bereich Genuß und Culinaria wie zum Beispiel dem hervorragenden und witzigen Wein-Blog von Stephan Reinhardt oder dem wunderschönen Delicious Days. Und für Business-Affine aus dem Bereich Food gibt es immer noch Gastgewerbe Gedankensplitter. Was lernen wir daraus? Der Ton macht die Musik. Nicht das Instrument.

Der Claim von Radebeul lautet übrigens: Eine Stadt zum Genießen. Ha! Somit habe ich noch die Kurve gekratzt und den regionalen Bezug des Beitrags sichergestellt. :-)

Zum Thema: Basic Thinking, 50Hz, Sichelputzer

Von maskierten Panflötenspielern und Glasperlen

Frau Brummfisch hat ein wunderbares Talent, sehr respektlos zu schreiben. Was für ein Glück, dass sie ein paar Tage in Dresden verbracht hat und es sich nicht nehmen ließ, auch das Karl-May-Fest zu besuchen.

Eigentlich fing es ja ganz gut an mit einer tollen Dampflokomotive, aber dann stellten wir fest, dass das Fest hauptsächlich darin bestand, dass jeder Einwohner von Radebeul sein Indianer-/Cowboykostüm aus dem Schrank holt und mehr oder weniger lustig herumsitzt. Manch einer hat sich auch als Südstaaten-Soldat verkleidet - was das mit dem Wilden Westen zu tun hat, wurde uns nicht wirklich klar. Hauptsächlich kann man aber Kanonen abfeuern und so, da macht jeder Kleingärtner gerne mit.

Damit liegt sie gar nicht so weit neben der Definition, die auf Wikipedia zu finden ist. Diese beschreibt etwas holprig die Festtage als eine Art Volksfest, das sich seit 1991 alljährlich im Mai dem Thema rund um Karl May und Indianer gewidmet hat.

Echte Indianer gab es aber auch zu bestaunen. Allerdings fand Frau Brummfisch etwas über die Beziehungen der Indianer heraus, das in der Tat seltsam ist: Die Indianer behaupteten alle, sie kämen aus Wisconsin und/oder Kanada, hatten aber alle Frauen dabei, die Antje oder Brigitte hießen. Das kam uns dann doch spanisch vor. Der Verdacht regte sich, dass es sich hierbei eventuell um vielseitige Berufsindianer handelte, die auch mit einem Poncho und der Panflöte umgehen können und in den Fußgängerzonen deutscher Großstädte zu Hause sind. In Frankfurt am Main treten diese auf der Zeil übrigens schon mit nordamerikanischer Indianertracht auf - der Verdacht ist also durchaus berechtigt. Dennoch kann man den Veranstaltern keine böswillige Täuschung vorwerfen. Im Gegenteil, diese waren sehr um einen authentischen Charakter für das Fest bemüht. So wurde extra für das Festival die Westernstadt Little Tombstone im Lößnitzgrund von so genannten 1-Euro-Jobbern zusammengezimmert. Da drängt sich ein Vergleich mit billigem Fusel und Glasperlen unweigerlich auf.

Frau Brummfisch fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl auf dem Karl-May-Fest: Aus Furcht vor indianischen Panflöten verließen wir den Ort dann doch eher fluchtartig [...]. Und ihr Instinkt gab ihr Recht: [...] auf unserem Weg zum Bahnhof kamen wir nämlich tatsächlich an der obligatorischen Panflötengruppe vorbei, die sich unter einer Plane versammelt hatte.

Das Lied vom Tod - vom Regentanz verhindert. Übrigens: Bei der Spendenaktion für den kaputten Santa-Fé-Express des Radebeuler Traditionsbahnvereines, der auf dem Karl May-Fest regelmäßig überfallen wird, wurde kein einziger Euro eingenommen. Vielleicht sollte der Verein beim nächsten Karl May-Fest einfach den Spieß umdrehen und die Besucher überfallen?

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