Dauerausstellung 'Zeitreise Lebensart DDR 1949 bis 1989' in Radebeul
Zwei Jahre lang leitete Hans-Joachim Stephan das leider wenig bekannte Automobilmuseum Kraftfahrzeugen Ostmobil in der Neustädter Markthalle in Dresden. Dort wurden über 120 Exponate ausgestellt, überwiegend KFZ aus der DDR. Darunter waren einige Skurrilitäten zu finden, der Besuch der Ausstellung lohnte sich nicht nur für Auto-Affine. Die schlechte Nachricht: Das Museum gibt es nicht mehr. Die gute: Es ist nach Radebeul umgezogen und hat noch viel vor.
Morgen, am 08.10.2005, wird die neue Dauerausstellung 'Zeitreise Lebensart DDR 1949 bis 1989' im sechsstöckigen Verwaltungssitz des einstigen VEB Kraftwerksanlagenbau an der Meißner Straße in Radebeul eröffnet. Bis 2006 sind dann wieder die KFZ der DDR im Erdgeschoss des Gebäudes zu besichtigen. 'Gehen seine Pläne auf, will der gelernte Verwaltungsfachwirt [Stephan], der 22 Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet hat, schon im nächsten Jahr auf vier Etagen und im Freigelände die größte Ausstellung zum Leben in der DDR präsentieren.' (sz-online vom 07. Oktober 2005, 'Friedewalder startet Zeitreise in die DDR'). Diese Ausstellung hätte tatsächlich das Potential, ein Publikumsmagnet zu werden. Den neuen Kulturamtsleiter von Radebeul, Alexander Lange, wird es deshalb sicherlich freuen, wenn Stephans Konzept aufgeht und erfolgreich umgesetzt wird. Das andere in Radebeul diskutierte Ausstellungsprojekt '100 Jahre RadebeulErleben' verspricht nämlich, ein netter Flop zu werden, dem eventuell sogar ein Stadtmuseum folgen soll - für Radebeuler sicher interessant.
Dagegen kann Hans-Joachim Stephan nur gewinnen, wenn er alle Faktoren berücksichtigt. Das überaus wichtigste ist ein stimmiges Konzept. In wenigen Sätzen sollte formuliert werden können, was diese Ausstellung ist und was sie will. Daran müssen sich alle anderen Maßnahmen und Geschäftsbereiche orientieren. Gerade in Marketing und Kommunikation ist es wichtig, dass ein eindeutiges und unveränderliches Bild des Museums vermittelt wird, da diese Ausstellung in jedem Fall den Anspruch haben wird, authentisch zu sein. Professionalität ist in diesen Bereichen zwingend vorrauszusetzen – so dürfen zum Beispiel die Internetseiten der Ausstellung auf keinen Fall die fragwürdige Hobbybastler-Qualität der Seiten des alten Museums oder der Stadt Radebeul aufweisen.
Es ist außerdem wichtig, der Ausstellung durch gezielte und ausführliche Informationen zu den Exponaten einen seriösen Charakter zu geben. Ostalgie taugt zwar für dürftige Fernsehunterhaltung auf Bodenniveau und könnte sogar selbst in der Ausstellung thematisiert werden. Aber sie sollte keinesfalls als Basis dienen. Stephan will sich allerdings auch nicht als Ostalgiker verstanden wissen.
Nicht zu unterschätzen ist deshalb die textliche Aufbereitung der Informationen und ihre formale Darstellung für die positive Wahrnehmung der Ausstellung durch den Museumsbesucher. Davon wird ganz stark abhängen, ob die neue Ausstellung deutschlandweit und sogar international Anerkennung von den einflussreichen Meinungsmachern erhält oder ob sie als Provinz-Event kaum Beachtung über den regionalen Raum hinaus findet.
Damit entscheidet sich auch die Frage der möglichen Finanzierung durch Investoren oder Private Equity. Mit genügend Kapital liessen sich so nicht nur Zukäufe, sondern auch Sonder- und Wanderausstellungen realisieren. Gerade letztere könnten für die Stadt Radebeul einen besonderen Reiz haben.
Es gibt noch weitaus mehr Aspekte und Gründe, warum es sinnvoll ist, bei der Gestaltung und der Durchführung des Konzepts auf professionelle Anbieter zurückzugreifen. Mit Sicherheit lohnt sich die Orientierung am sehr erfolgreichen Haus der Geschichte in Bonn. Aber auch andere Museen können wunderbare Ideengeber sein. Zum Beispiel das Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main. Dieses bietet nicht nur Informationen im großen Umfang, sondern auch in unterhaltsamer Form, etwa über die Möglichkeit zur Interaktion mit Exponaten. Die Familientauglichkeit wird über ein spezielles kindgerechtes Angebot gewährleistet. Damit steht gemeinsamen Sonntagsausflügen nichts mehr im Weg.
Ich werde jedenfalls sehr gespannt verfolgen, wie das Projekt verläuft. Hans-Joachim Stephan ist zu wünschen, dass er alle Ziele erreicht. Damit wäre nämlich der Stadt Radebeul ein großer Gefallen getan. Außerdem hoffe ich, dass Stephan im Artikel der SZ (s.o.) von Autor Sven Görner falsch zitiert wurde und nicht gesagt hat: „Um politische Aussagen geht es mir nicht“, bekennt Stephan, „dafür gibt es andere Musen.“. Unterstellen wir Stephan einfach mal, dass er Museen gesagt hat; woran Görner beim Tippen gedacht hat, weiß ich allerdings nicht…
Morgen, am 08.10.2005, wird die neue Dauerausstellung 'Zeitreise Lebensart DDR 1949 bis 1989' im sechsstöckigen Verwaltungssitz des einstigen VEB Kraftwerksanlagenbau an der Meißner Straße in Radebeul eröffnet. Bis 2006 sind dann wieder die KFZ der DDR im Erdgeschoss des Gebäudes zu besichtigen. 'Gehen seine Pläne auf, will der gelernte Verwaltungsfachwirt [Stephan], der 22 Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet hat, schon im nächsten Jahr auf vier Etagen und im Freigelände die größte Ausstellung zum Leben in der DDR präsentieren.' (sz-online vom 07. Oktober 2005, 'Friedewalder startet Zeitreise in die DDR'). Diese Ausstellung hätte tatsächlich das Potential, ein Publikumsmagnet zu werden. Den neuen Kulturamtsleiter von Radebeul, Alexander Lange, wird es deshalb sicherlich freuen, wenn Stephans Konzept aufgeht und erfolgreich umgesetzt wird. Das andere in Radebeul diskutierte Ausstellungsprojekt '100 Jahre RadebeulErleben' verspricht nämlich, ein netter Flop zu werden, dem eventuell sogar ein Stadtmuseum folgen soll - für Radebeuler sicher interessant.
Dagegen kann Hans-Joachim Stephan nur gewinnen, wenn er alle Faktoren berücksichtigt. Das überaus wichtigste ist ein stimmiges Konzept. In wenigen Sätzen sollte formuliert werden können, was diese Ausstellung ist und was sie will. Daran müssen sich alle anderen Maßnahmen und Geschäftsbereiche orientieren. Gerade in Marketing und Kommunikation ist es wichtig, dass ein eindeutiges und unveränderliches Bild des Museums vermittelt wird, da diese Ausstellung in jedem Fall den Anspruch haben wird, authentisch zu sein. Professionalität ist in diesen Bereichen zwingend vorrauszusetzen – so dürfen zum Beispiel die Internetseiten der Ausstellung auf keinen Fall die fragwürdige Hobbybastler-Qualität der Seiten des alten Museums oder der Stadt Radebeul aufweisen.
Es ist außerdem wichtig, der Ausstellung durch gezielte und ausführliche Informationen zu den Exponaten einen seriösen Charakter zu geben. Ostalgie taugt zwar für dürftige Fernsehunterhaltung auf Bodenniveau und könnte sogar selbst in der Ausstellung thematisiert werden. Aber sie sollte keinesfalls als Basis dienen. Stephan will sich allerdings auch nicht als Ostalgiker verstanden wissen.
Nicht zu unterschätzen ist deshalb die textliche Aufbereitung der Informationen und ihre formale Darstellung für die positive Wahrnehmung der Ausstellung durch den Museumsbesucher. Davon wird ganz stark abhängen, ob die neue Ausstellung deutschlandweit und sogar international Anerkennung von den einflussreichen Meinungsmachern erhält oder ob sie als Provinz-Event kaum Beachtung über den regionalen Raum hinaus findet.
Damit entscheidet sich auch die Frage der möglichen Finanzierung durch Investoren oder Private Equity. Mit genügend Kapital liessen sich so nicht nur Zukäufe, sondern auch Sonder- und Wanderausstellungen realisieren. Gerade letztere könnten für die Stadt Radebeul einen besonderen Reiz haben.
Es gibt noch weitaus mehr Aspekte und Gründe, warum es sinnvoll ist, bei der Gestaltung und der Durchführung des Konzepts auf professionelle Anbieter zurückzugreifen. Mit Sicherheit lohnt sich die Orientierung am sehr erfolgreichen Haus der Geschichte in Bonn. Aber auch andere Museen können wunderbare Ideengeber sein. Zum Beispiel das Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main. Dieses bietet nicht nur Informationen im großen Umfang, sondern auch in unterhaltsamer Form, etwa über die Möglichkeit zur Interaktion mit Exponaten. Die Familientauglichkeit wird über ein spezielles kindgerechtes Angebot gewährleistet. Damit steht gemeinsamen Sonntagsausflügen nichts mehr im Weg.
Ich werde jedenfalls sehr gespannt verfolgen, wie das Projekt verläuft. Hans-Joachim Stephan ist zu wünschen, dass er alle Ziele erreicht. Damit wäre nämlich der Stadt Radebeul ein großer Gefallen getan. Außerdem hoffe ich, dass Stephan im Artikel der SZ (s.o.) von Autor Sven Görner falsch zitiert wurde und nicht gesagt hat: „Um politische Aussagen geht es mir nicht“, bekennt Stephan, „dafür gibt es andere Musen.“. Unterstellen wir Stephan einfach mal, dass er Museen gesagt hat; woran Görner beim Tippen gedacht hat, weiß ich allerdings nicht…
Thilo Specht - 7. Okt, 10:18
Trackback URL:
https://baerentoeter.twoday.net/stories/1038490/modTrackback